BUXTEHUDE. Der Stadtjugendring Buxtehude (SJR) stellt ein Austauschprogramm mit einer Partnerorganisation in Israel auf die Beine. Der erste Kontakt ist gut gelaufen; bald sollen gegenseitige Besuche in Israel und Deutschland folgen – auch mit Jugendlichen.
Es kann manchmal sehr aufschlussreich sein, die Dinge mit den Augen eines Fremden zu sehen. Genau das tun Achim Biesenbach und Jens-Christian Harder vom Stadtjugendring in diesem Moment. Denn Nitzan Aviv, ihr Gast aus dem israelischen Ramat HaSharon, ist offensichtlich völlig begeistert vom Kinderforum in der Sagekuhle. „Mit so einfachen Mitteln geschaffen und so effektiv“, schwärmt er angesichts des gut besuchten Spielangebots rund um den „Kifo-tainer“, eine schlicht aus zwei Containern zusammengebaute Hütte.
Biesenbach und Harder erläutern, dass der SJR, Dachverband aller in der Jugendarbeit aktiven Buxtehuder Vereine, dieses Stadtteilprojekt schon 1994 gegründet hat. Anfangs gab es noch nicht einmal ausgebaute Container, sondern nur ein Spielmobil, aus dem die Geräte von den ehrenamtlichen Jugendleitern zu bestimmten Zeiten ausgegeben wurden. 2009 konnten die zwei zusammengefügten Wohncontainer angeschafft werden, in denen die Jugendleiter bei schlechtem Wetter Spiel- und Bastelangebote machen, außerdem gibt es draußen einen Lagercontainer mit Spielmaterial. Bei schönem Wetter sind heut viele Kinder mit Rollern, Bobbycars und Gokarts unterwegs. An einem durchschnittlichen Öffnungsnachmittag besuchen 15 bis 30 Kinder zwischen 4 und 11 Jahren das Forum.
Nitzan Aviv hat in Sachen Jugendarbeit 30 Jahre Erfahrung und ist in Ramat HaSharon, einer Stadt mit etwa 50 000 Einwohnern nordöstlich von Tel Aviv, Geschäftsführer der gemeinnützigen, nichtstaatlichen Organisation „Migvanim“ mit 600 hauptamtlichen Mitarbeitern. Sie arbeiten in sieben über die Stadt verteilten Zentren, die öffentlich bezuschusst werden. Zu den Angeboten von Migvanim gehören die Kitas, Nachmittagsbetreuung von Schulkindern, Sport-, Musik-, Tanz-, Freizeit- und Bildungsangebote für alle Altersgruppen. Außerdem gibt es ein Gemeinschaftsfernsehen mit offenem Kanal.
Davon, dass dieses System gut funktioniert, hat sich Frank-Christian Harder vom Stadtjugendring Buxtehude schon selbst überzeugt: Er hat Migvanim in seinem Urlaub in Israel besucht und dort bei einer großen Krebshilfe-Benefizaktion dabei sein dürfen. Dass der Stadtjugendring (SJR) mit Migvanim einen Austausch auf die Beine stellen wollte, war da schon klar. „Wir hatten so etwas schon seit Jahren im Kopf“, berichtet er.
Über „ConAct“, das Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, wurde ein Kontakt zu einer geeigneten Partnerorganisation hergestellt, und nach dem Austausch von Bewerbungen war die Sache klar. Nun ist Migvanim-Geschäftsführer Nitzan Aviv zum Gegenbesuch in Buxtehude und hat unter anderem Jugendgästehaus, Freizeithaus und Mehrgenerationenhaus besucht. Am meisten hat ihn aber das Kinderforum begeistert. Er will diese Idee mit nach Israel nehmen und seinen Mitarbeitern dort vorstellen.
Zehn Buxtehuder sollen noch nach Israel reisen. Es soll darum gehen, wie Jugendliche heute lernen können, über den Holocaust und die deutsch-israelische Geschichte zu sprechen und nicht nur gemeinsam zurück, sondern auch gemeinsam nach vorn zu sehen. Und darum, voneinander in der Praxis zu lernen. Achim Biesenbach, Jörg-Christian Harder und Nitzan Aviv hoffen, im Jahr darauf auch einen Jugendaustausch zwischen Buxtehude und Ramat HaSharon organisieren zu können.
Das Kinderforum
Das „Kifo“ ist montags von 15.30 Uhr bis 18.30 Uhr, mittwochs und donnerstags von 16 bis 19 Uhr geöffnet. In den Schulferien bleibt das Kinderforum geschlossen. Die städtische Jugendpflege unterstützt das erfolgreiche Projekt des ehrenamtlichen Stadtjugendrings mittlerweile an einem Tag in der Woche mit hauptamtlichem Personal.
Quelle: www.tageblatt.de