Israelische Jugendleiter-Delegation begeistert von Buxtehude

Eine Woche in Israel und jetzt eine weitere Woche in Deutschland verbrachten die Teilnehmer des diesjährigen Jugendleiteraustauschs mit vielfältigem Programm
Eine Woche in Israel und jetzt eine weitere Woche in Deutschland verbrachten die Teilnehmer des diesjährigen Jugendleiteraustauschs mit vielfältigem Programm

(Buxtehude) Besucher aus Israel mit Reiseziel Buxtehuder sind bisher eher selten gewesen. Das wird sich durch die im vergangenen Jahr begründete Kooperation des Stadtjugendringes mit Migvanim künftig ändern.

 

Migvanim ist genauso wie der Stadtjugendring Buxtehude eine gemeinnützige Organisation der Jugendpflege sowie der außerschulischen Jugendbildung und betreibt über 50 Kindertagesstätten und 7 Familien- und Jugendzentren. Die Angebote der Jugendarbeit einander an Ort und Stelle vorzustellen, Unterschiede in Umfeld und Kultur kennen zu lernen und dabei neue Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten ist ein zentrales Ziel des diesjährigen Jugendleiteraustausches, bei dem sich 10 deutsche und israelische Jugendleiter gegenseitig jeweils eine Woche besuchen.


Der Besuch der Buxtehuder Delegation bei Migvanim in Ramat Hasharon erfolgte im April (Reisebericht zum Nachlesen), der Gegenbesuch in Buxtehude sechs Wochen später. Die israelische Jugendleiter-Delegation erlebte in Buxtehude ein intensives wie abwechslungsreiches Besuchsprogamm zum Kennenlernen der Partnerstadt sowie der Einrichtungen und Strukturen, insbesondere der Jugendarbeit.

 

Marc Olszewski (Mitte) erläutert den israelischen Gästen Konzept, Zielgruppe und Angebote der Roten Bude
Marc Olszewski (Mitte) erläutert den israelischen Gästen Konzept, Zielgruppe und Angebote der Roten Bude

Städtische Jugendarbeit in Buxtehude


Räumlichkeiten, Konzept und Angebote des Freizeithauses erläuterte Marc Olszewski, Jugendpfleger der Stadt Buxtehude, den Besuchern aus Israel, für die insbesondere die offene Jugendarbeit mit ihren niedrigschwelligen Angeboten des offenen Bereichs neu war. Die Skateranlage, das Ergebnis einer erfolgreichen Jugendbeteiligung, und die Rote Bude im Süden der Stadt stellte Marc Olszewski an Ort und Stelle vor.

 

In einem weiteren Programmteil lernten die israelischen Jugendleiter die über die vielen freien Träger verteilten Angebote der Jugendarbeit kennen und zeigten sich überrascht über die kleinteiligen Strukturen, die weitestgehend mit ehrenamtlichem Einsatz ermöglicht werden. Soviel ehrenamtliches Engagement gibt es in Israel nicht; dort wird Jugendarbeit in der Regel von hauptamtlichem Personal ausgerichtet.

 

Kinderforum in der Sagekuhle - simpel und beeindruckend


Während der Öffnungszeit besuchte die Gruppe das Kinderforum in der Sagekuhle und bekam von Jörg Blanke, der das Kinderforum 1994 unter der Trägerschaft des Stadtjugendrings gründete, Hintergründe zu der Besonderheit des Stadtteils und dem dazu passenden Einrichtungskonzept erläutert. Auch das Spielmobil "Balu", das der SJR in Kooperation mit der Jobelmann-Schule in Stade als Schülerfirma betreibt, war vor Ort im Einsatz.

 

Jörg Weil (links) zeigte das Feuerwehrgerätehaus Westmoor und den besonderen Schatz des Zuges Altstadt: die Drehleiter
Jörg Weil (links) zeigte das Feuerwehrgerätehaus Westmoor und den besonderen Schatz des Zuges Altstadt: die Drehleiter

Bei dem Besuch des bereits seit 2012 für die Nutzung geschlossenen Jugendgästehauses war die Meinung einhellig: Das Jugendgästehaus ist als Einrichtung für die Unterbringung künftiger Delegationen hervorragend geeignet; aber ebenso einhellig war das Unverständnis über die faktische Schließung der Einrichtung aufgrund eines fehlenden zweiten Fluchtweges. Dass Brandschutzmaßnahmen dennoch wichtig sind wurde beim Besuch der Jugendfeuerwehr Altstadt deutlich. Jugendwart Jörg Weil führte durch das Feuerwehrgerätehaus Westmoor und erläuterte die Jugendarbeit als Teil der Freiwilligen Feuerwehr.


SJR goes English


Ein besonderes Highlight der Besucherwoche war die - erste englischsprachige - Mitgliederversammlung des Stadtjugendringes, bei der Buxtehuder Verbandsvertreter die Möglichkeit zum Austausch mit den israelischen Jugendleitern erhielten und umgekehrt. Bei den Workshops zu fünf verschiedenen Themen der Jugendarbeit stellten sich eine ganze Reihe unerwarteter Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen deutscher und israelischer Jugendarbeit heraus. Die Ergebnisse dienen SJR und Migvanim nun als Basis für die Organisation der weiteren Austauschprogramme.


Bei einer Besichtigung des Airbus-Werkes in Finkenwerder konnten sich die israelischen Gäste auch einen Eindruck vom dualen Ausbildungssystem verschaffen und bei einer Sightseeing-Tour die Hamburger Innenstadt (Alster, Schanze, Hafen, Reeperbahn) kennenlernen.

Der gemeinsame Besuch in Bergen-Belsen war für alle Teilnehmer ein bewegender Moment - "Geschichte ist, was uns zusammenführte, Freundschaft ist, was uns heute verbindet"
Der gemeinsame Besuch in Bergen-Belsen war für alle Teilnehmer ein bewegender Moment - "Geschichte ist, was uns zusammenführte, Freundschaft ist, was uns heute verbindet"

Fester Bestandteil eines Israel-Austausches ist das gemeinsame Gedenken an den Holocaust. Bei einem Besuch im Konzentrationslager Bergen-Belsen wurde in einer von den Teilnehmern des Austausches vorbereiteten Zeremonie den Opfern gedacht. Doch der Anspruch der Austauschteilnehmer geht über das Gedenken hinaus: Welche Lehren aus der Geschichte können wir für das heutige Leben ziehen und wie kann diese Sichtweise Jugendlichen am besten vermittelt werden.

 

Jugendaustausch im kommenden Jahr - Interessenten können sich bewerben


Migvanim und Stadtjugendring verfolgen bei ihrem Austauschprogramm einen langfristig ausgerichteten Ansatz und setzen daher auf vielfältige Bekanntschaften und Kontakte zwischen beiden Städten und Verbänden, nicht zuletzt um sicherzustellen, dass die jährlich stattfindenden Austauschfahrten auf einem breiten Netzwerk fußen. Die gemeinsame Zeit während des diesjährige Jugendleiteraustausch (bzw. Staff Exchange) wurde bereits dazu genutzt, den nächsten Austausch zu planen: In den Sommerferien im kommenden Jahr (14. - 28.07.2016) werden 13 Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren mit zwei Jugendleitern nach Israel reisen und nach einer Woche gemeinsam mit den Austauschpartnern nach Deutschland fliegen. Vorgesehen ist dabei eine Unterbringung in den Familien. Die Ausschreibung für den Austausch startet nach den Sommerferien. Bewerben können sich Jugendliche aus dem Landkreis Stade, gute Englisch-Kenntnisse und Jugendleitertätigkeiten sind von Vorteil.