Anna Bundt erzählt von Israel

Beim Ausflug in Israel: Anna Bundt aus Neukloster (Mitte) mit ihren Freundinnen Friederike Cord (links) und Michal Rusin (Migvanim).
Beim Ausflug in Israel: Anna Bundt aus Neukloster (Mitte) mit ihren Freundinnen Friederike Cord (links) und Michal Rusin (Migvanim).

LANDKREIS. Anna Bundt (19), Jugendleiterin bei der Kirchengemeinde Neukloster, war 2015 bei der internationalen Jugendbegegnung „Youth Exchange“ mit Israel dabei. Jugendreporter Florian Pieper (18) hat sie getroffen, denn jetzt steht der Jugendaustausch 2016 an.

 

Anna Bundt berichtet von dem großen Glück, das sie gehabt habe, einen Platz beim Austausch zu bekommen. „Die Frist für die Anmeldung war da eigentlich schon abgelaufen“, erzählt sie. „Glücklicherweise bin ich aber noch rein gekommen, weil noch nicht alle Plätze besetzt waren.“

 

„Die An- und Abreise funktionierten problemlos“, schildert sie und erklärt, dass man das Einreisesystem Israels mit dem der USA vergleichen könne. Bei einem Vorabendcheck mussten sie und ihre Gruppe eine Bescheinigung ihrer israelischen Partner vorlegen, dass sie dort als „Gäste“ erwartet wurden. Bei der Abreise seien sie gezielt befragt worden, welche Orte sie besucht hätten und ob sie etwas geschenkt bekommen hätten. Besucht hatten sie die Altstadt von Jerusalem, das Yad Vashem, das Holocaustmuseum von Jerusalem, den Basar, die Klagemauer sowie die Siedlung Alfei Menashe, eine israelische Ortschaft in der West Bank.

 

Die 19-Jährige aus Neukloster beschreibt die Zeit in Israel als sehr „prägend“. Am „Yom Hashoah“, dem israelischen Holocaust-Gedenktag, gingen um 10 Uhr morgens die Sirenen los, und das ganze Land stand einen Moment lang still. Autos hielten auf den Straßen an, die Fahrer sowie die Betreiber und Besucher der Geschäfte standen auf der Straße, senkten die Köpfe und schwiegen für ein paar Minuten. Das Erlebnis war eindrucksvoll, denn wenige Augenblicke vor dem Ertönen der Sirene war die Stimmung auf den Straßen noch heiter, innerhalb kürzester Zeit verstummte das ganze Land.

Als bewegendsten Moment bezeichnet Anna Bundt den Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen in Deutschland. Dort legten beide Gruppen einen kleinen Kranz nieder und nahmen an einer Zeremonie zum Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkrieges statt. Die Vertrautheit und Freundschaft zwischen Deutschen und Israelis während der Zeremonie zum Gedenken der dunkelsten Stunden in der Geschichte beider Völker bezeichnet Anna Bundt als „unvergesslich“.

 

„Befremdlich“ war für die deutschen Reisenden, wie selbstverständlich Israelis mit der Präsenz schwer bewaffneter Soldaten, der allgemeinen Wehrpflicht für Männer und Frauen sowie den vielen Bunkeranlagen umgehen. Anna Bundt erzählt auch, dass es in Israel – anders als in Deutschland – keine „typischen Gerichte“ gebe, dass Israel ein „Volk von Einwanderern“ sei und dass die Religion im israelischen Alltag eine viel größere Rolle spiele als bei uns in Deutschland. Die orthodoxen Juden seien leicht an den Vollbärten, den Locken an den Schläfen, schwarzen Mänteln und Hüten zu erkennen. Viele Menschen seien mittlerweile aber eher als „sakulär“ denn als „religiös“ zu bezeichnen. Wie Anna Bundt erzählt, sind die israelischen und arabischen Bevölkerungsgruppen völlig voneinander getrennt. Arabische Haushalte müssten sich auf dem Dach einen Wassertank halten, da sie nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen seien.

 

Trotz des Konfliktes zwischen Israel und Palästina fühlte sich Anna Bundt die ganze Zeit über vollkommen sicher in Israel und zu keiner Zeit in Gefahr. Den Austausch mit Israel würde sie jedem Jugendlichen empfehlen. Das Aufeinandertreffen beider Kulturen habe sie in ihrem Denken und Fühlen verändert und sei für sie eine „unbeschreibliche Erfahrung“ gewesen, erzählt sie. Auf die Frage, wie man sich am besten auf einen solchen Austausch vorbereitet, antwortet sie, grundlegendes Wissen über Israel sei von Vorteil, im Internet und in Büchern könne man sich vorher gut informieren. Die beste Vorbereitung sei jedoch „sich auf den Austausch einzulassen und die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben“.

 

Auf die Frage, ob sie Israel erneut bereisen werde, antwortet sie, dass sie die eine Woche des Austausches sehr genossen habe, dass aber mehr Zeit nötig wäre, um dieses „großartige Land vollständig zu erkunden“. Sie werde garantiert noch einmal nach Israel reisen, sagt sie, um sich Jerusalem genauer anzusehen – und um die israelischen Freunde zu besuchen, die sie während des Austausches gefunden hat.

 

„Youth Exchange“

 

Die internationale Jugendbegegnung „Youth Exchange“ mit Israel, veranstaltet vom Stadtjugendring Buxtehude (SJR) und den MIGVANIM Multi-disciplinary Centers in Ramat Hasharon, geht weiter. Bei dem Jugendaustausch treffen sich Gruppen mit 13 Teilnehmern im Alter von 16 bis 19 Jahren aus jedem Land, begleitet von zwei Jugendleitern. Die Buxtehuder Gruppe reist ab Hamburg zum israelischen Partner in Ramat Hasharon, einem Vorort Tel Avivs. Eine Woche lang – vom 14. bis 20. Juli 2016 – wird ein Programm gemeinsam mit der israelischen Austauschgruppe absolviert. Anschließend fliegen beide Gruppen zurück nach Hamburg und verbringen vom 20. bis 28. Juli 2016 eine Woche in Buxtehude. Die Jugendlichen sind in Gastfamilien untergebracht. Die Fahrtsprache ist Englisch. Ziel ist das gegenseitige Kennenlernen unterschiedlicher Kulturen über den persönlichen Kontakt zu Gleichaltrigen. Kosten: 300 Euro für 14 Tage; darin enthalten sind die Flüge, Verpflegung und das Programm. Bewerbungen können bis 15. Januar eingereicht werden. Weitere Infos und Bewerbungsformulare:

 

www.sjr-buxtehude.org/israel-austausch