Karikaturen erklären rechte Umtriebe

Von links, vordere Reihe: Fynn Hinck (Jusos), Maggy Ruhnke (Grüne), Niels Kohlhaase (Junge Union), André Grote (FDP), Heinrich Bröhan (CDU). Hintere Reihe: Mirco Künne (Junge Liberale), Bettina Priebe (Grüne), Nick Freudenthal (SPD), Petra Möhle (CDU), Lars Neuber (Stadtjugendring), Achim Biesenbach (CDU). Ganz rechts: Martin Fröhning (Spielezirkel Buxtehude). Foto: Sven Husung

BUXTEHUDE. Die Ausstellung „Oh, eine Dummel“ kommt wie bestellt: Etwa 60 aktuelle Karikaturen sowie satirische Fernsehbeiträge zu den Themen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit sind seit dieser Woche im Stadthaus zu sehen.

 

Bei der Eröffnung am Mittwochabend fand Lorenz Hünnemeyer, Rechtsanwalt und Präsident des Kulturforums, besonders markige und ernste Worte. „Wer meint, Buxtehude hat damit nichts zu tun, wird sich noch wundern“, sagte er in Bezug auf die Ausbrüche rechter Gewalt in Sachsen. Er fordert eine parteiübergreifende Gegenwehr gegen rechtsextreme Strömungen, um „das zarte Pflänzchen Demokratie“ zu beschützen. Und monierte, dass lediglich fünf der 39 Buxtehuder Ratsmitglieder der Einladung zur Vernissage gefolgt seien. Während der Veranstaltung nutzten Politiker und Aktive die Chance, über die Partei- und Organisationsgrenzen hinweg ein Zeichen gegen rechte Gewalt zu setzen: Sie posierten mit einem Banner mit dem Hashtag „wirsindmehr“ – in Anlehnung an das Konzert in Chemnitz am Montag.

 

Die Ausstellung zeigt 60 Karikaturen von namhaften Künstlern wie Ralph Ruthe, der dem Projekt mit seinem Dummel-Cartoon den Titel verlieh. Außerdem sind satirische Film- und Fernsehbeiträge zu sehen – etwa Clips von Johannes Schlüter, der sich in der NDR-Sendung extra 3 regelmäßig mit Facetten des Rechtsextremismus auseinandersetzt.

60 Karikaturen aus Zeitschriften und Zeitungen sind zu sehen. Foto: Sven Husung
60 Karikaturen aus Zeitschriften und Zeitungen sind zu sehen. Foto: Sven Husung

Die Bilder und Filme sind im Stadthausfoyer und auf der Galerie verteilt. Mit Ulrich Siegmann aus Celle war auch einer der Entwickler des Ausstellungskonzeptes vor Ort. Für ihn war es wichtig, Jugendlichen einen unverkrampften Zugang zu den Themen zu gewähren. In der Praxis habe er festgestellt, dass Maßnahmen wie KZ-Besuche nur bedingt geeignet seien, um aktuelle Strömungen des Rechtsextremismus zu erklären. Heute seien die rechten Kräfte auch schwieriger zu erkennen als in den 90ern. „Da gab es noch Glatzen und Bomberjacken“, so Siegmann. Die Karikaturen hat er mit Jugendlichen gezielt ausgewählt, um beispielsweise konkrete Bewegungen wie die „Identitären“ zu thematisieren. „Die tun so, als wären sie keine Rechtsextremisten, sind es aber“, erläutert Siegmann. Auch die AfD spielt in den Karikaturen eine Rolle. Siegmann bezeichnete sie als „Sammelbecken“ für Rechtsextremisten, „auch wenn die Partei das nicht wahrhaben will.“

 

Das Wanderprojekt hat der Stadtjugendring (SJR) – der Dachverband der in der Jugendarbeit aktiven Organisationen – nach Buxtehude geholt. Federführend sind Niels Kohlhaase (Junge Union) und Lars Neuber. Im Namen des SJR bedankte sich Kohlhaase bei Jugendamtsleiterin Andrea Lange-Reichardt für die Bereitstellung des Stadthauses – Lange-Reichardt bezeichnete die Ausstellung als „ansprechend und tiefsinnig“.

 

Die Frage, ob Satire vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen überhaupt reiche, warf Lorenz Hünnemeyer in seiner Rede auf – um zu schlussfolgern: „Natürlich brauchen wir die Ausstellung. Aber: Das ist keine Ausstellung für Jugendliche. Das ist eine Ausstellung für alle!“

 

Die Ausstellung

Die Ausstellung „Oh, eine Dummel“ ist bis Freitag, 21. September, im Stadthaus in Buxtehude zu sehen. Der Stadtjugendring Buxtehude bietet kostenlose Führungen durch die Ausstellung an. Buchungen per E-Mail an ausstellung(at)sjr-buxtehude.de an.

 

von: www.tageblatt.de Sven Husung