BUXTEHUDE. Die Legende, dass die Jugend von heute sich nicht für Politik interessiert, widerlegt die Fridays-for-Future-Bewegung zurzeit jeden Freitag. Buxtehuder Politiker hat das dazu gebracht, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Jugend stärker in politische Prozesse und Entscheidungen vor Ort eingebunden werden kann.
Wie berichtet, hat die FDP/BBG/FWG-Gruppe deshalb beantragt, erneut ein Jugendparlament für Buxtehude einzuführen – mit Antragsrecht in allen Ausschüssen, einem eigenen Budget und einer festen hauptamtlichen Kraft in der Verwaltung, die sich mit einer halben Stelle um Aufbau, Koordinierung und Vernetzung des Jugendparlaments kümmert. Ratsherr Bodo Klages (BBG/FWG) erinnerte im Jugendhilfeausschuss daran, dass auch der Gesetzgeber fordere, Kinder und Jugendliche an kommunalpolitischen Vorhaben und Entscheidungen zu beteiligen. Trotzdem hat die Gruppe ihren Antrag vorerst zurückgezogen, obwohl sie viel Zuspruch für ihren Vorstoß bekam. Bei der Diskussion, die entbrannte, ging es aber nicht darum, ob die Jugend künftig besser beteiligt werden sollte, sondern darum, in welcher Form das am besten funktionieren könnte.
Die Geschichte der Jugendbeteiligung in Buxtehude wirkt auf den ersten Blick traurig: Das erste gewählte Jugendparlament startete 2002 hoffnungsvoll und ging nach und nach aus Mangel an Teilnehmern ein. Das 2009 stattdessen ins Leben gerufene, zweimal im Jahr tagende Jugendforum sollte unbürokratischer und flexibler sein und sich vor allem mit konkreten Projekten beschäftigen. Doch auch hier ging die Teilnahme von 60 Jugendlichen pro Treffen in 2009 auf etwa drei pro Sitzung in 2011 zurück, bevor das Jugendforum dann endgültig einschlief.
Frühe Beteiligung, führte Bodo Klages an, fördere die Entwicklung der Demokratiefähigkeit. Dafür spricht auch, dass – unter anderen – der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken im Buxtehuder Jugendparlament seine ersten parlamentarischen Erfahrungen sammelte, worauf Achim Biesenbach aufmerksam machte, der als Vorsitzender des Stadtjugendrings um eine Einschätzung gebeten worden war.
Dennoch sagte der Ausschussvorsitzende Nick Freudenthal (SPD): „Ich weiß nicht, ob ich am Ende ein Jugendparlament haben möchte.“ Dieser Weg sei beim letzten Mal nicht erfolgreich gewesen, weil jungen Leuten damit die Welt der Erwachsenen übergestülpt werde. Er halte es für effektiver, wenn bei jedem Vorhaben, vom Radwegekonzept über den Schulbau bis zum Sportentwicklungskonzept jemand hingehe und frage: „So Leute, was haltet ihr davon?“
Bodo Klages führte an, dass die entscheidende Neuerung des aktuellen Vorschlags die Ausstattung mit einer hauptamtlichen Verwaltungsstelle und einem eigenen Budget sei. Achim Biesenbach bestätigte, dass in der Vergangenheit aus seiner Sicht die fehlende Begleitung des Jugendparlaments auf Verwaltungsseite das Hauptproblem gewesen sei.
Alexander Krause (CDU) und Klemens Kowalski (Linke) warnten aber davor, mit einer Entscheidung zu diesem Zeitpunkt zu früh Pflöcke einzuschlagen. Das Thema solle zuerst umfassender vorbereitet werden, auch mit Berücksichtigung der freien Träger, sagte Krause. „Vielleicht gibt es auch tolle Ideen, die wir jetzt noch gar nicht kennen“, sagte Kowalski. Daniel Mezger, beigeordnetes Ausschussmitglied vom TSV Altkloster, regte an, öffentliche Gespräche zum Thema zu veranstalten und Jugendliche einzuladen. Letzten Endes sprach sich der Jugendhilfeausschuss einstimmig dafür aus, dass die Stadtjugendpflege beauftragt wird, mit anderen Organisationen, die sich in Buxtehude der Kinder- und Jugendarbeit widmen, einen groben Fahrplan zu einem neuen Modell der Jugendbeteiligung auszuarbeiten. Schon auf dem Weg dahin soll die Jugend einiges zu melden haben.
www.tageblatt.de von Anping Richter