BUXTEHUDE. Alle Kinder- und Jugendeinrichtungen in Buxtehude sind seit dem 13. März geschlossen. Die Stadtjugendpflege hat einige Angebote in die sozialen Netzwerke verlegt – trotzdem bleibt die Befürchtung, dass einige Jugendliche nun gar nicht mehr erreicht werden.
Alles geschlossen von heute auf morgen – so erging es Mitte März auch den Einrichtungen der Stadtjugendpflege in Buxtehude. Keine offene Jugendarbeit mehr, keine Kurse oder Kulturveranstaltungen. Das Team verlagerte seine Aktivitäten erst einmal verstärkt in die sozialen Netzwerke: Unter dem Hashtag „#langweilelangweiltmich“ finden sich bei Instagram täglich mehrere Ideen und Aktionen, die sich einfach im Alltag umsetzen lassen, zum Beispiel ein Kreuzworträtsel rund um Buxtehude, Bastelanleitungen oder einfache Kochrezepte.
Das Angebot werde gut angenommen, und auf diese Weise könne zumindest ein loser Kontakt zu den Kindern, Jugendlichen und teilweise auch zu den Eltern gehalten werden, sagt Stadtjugendpfleger Gabriel Braun. Hin und wieder erreichten auch die Stadtjugendpflege Anfragen, wie man sich mit den Kindern beschäftigen könnte.
Es mangelt an der technischen Ausstattung
Dennoch befürchtet Braun, insbesondere einige Jugendliche überhaupt nicht mehr erreichen zu können. „Wir kommen rudimentär an Jugendliche ran“, sagt er. Es werde oft davon ausgegangen, dass Jugendliche technisch gut ausgestattet seien mit Smartphone, Laptop und Co. – dem sei aber bei weitem nicht immer so. Viele Jugendpflegen in Niedersachsen hätten mit diesen Befürchtungen zu kämpfen. „Online ist nicht alles“, fügt Braun hinzu.
Ein weiterer Punkt sei, dass sich Jugendliche bei Problemen eher nicht an Beratungsstellen wenden würden, sondern das eher beiläufig erwähnten – am Kickertisch oder beim Billardspielen. Aber das falle durch die Schließung der Jugendeinrichtungen eben zur Zeit alles weg. „Besonders schwer ist es für die Jugendlichen, die noch nicht wieder zur Schule gehen dürfen“, sagt Braun. Für Jugendliche sei es wichtig, sich auszutauschen, Freunde zu treffen, einfach mal abzuhängen, doch in Gruppen sei das derzeit eben nicht erlaubt. „Wenn sie sich dann nicht daran halten, reagieren Erwachsene teilweise richtig böse“, bedauert Braun. Etwas mehr Verständnis würde er sich in dem Bereich wünschen.
Basteltüten zum Mitnehmen und Live-Streams von Konzerten
Seit Kurzem bietet die Stadtjugendpflege auch wieder ein „Offline-Angebot“ an: Jeden Mittwoch zwischen 10 und 15 Uhr werden vor dem Freizeithaus kostenlos Basteltüten ausgegeben. Der Inhalt richtet sich entweder an Kinder im Alter von acht bis elf Jahren oder an Jugendliche im Alter von zwölf bis 14 Jahren. In den Tüten befinden sich die Bastelanleitungen, alle wichtigen Materialien und Informationsflyer, zum Beispiel dazu, wie die „Nummer gegen Kummer“ zu erreichen ist.
Das Angebot kommt gut an, beim letzten Termin wurden 115 Tüten verteilt, die aus Treteimern entnommen werden können. Vor den Abholstationen weisen Markierungen auf den nötigen Abstand hin. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Feste Rituale fehlten im Moment in vielen Familien, weiß Braun. Viele Freizeitangebote können noch nicht wieder stattfinden. Mit der Basteltüten-Aktion am Mittwoch hätten Familien nun „immerhin einen festen Termin am Tag“.
Keine präzisen Vorgaben des Landes
In den Verordnungen des Landes Niedersachsen zum Corona-Virus fand die Jugendarbeit lange gar keine Erwähnung – in der jüngsten Verordnung vom 25. Mai ist das nun erstmals wieder der Fall. Welche Angebote genau möglich sind, werde aber nicht präzisiert, so Braun. Er stehe im engen Austausch mit Kollegen in anderen Kommunen, alle seien „am Schwimmen“. Die Stadtjugendpflege erarbeitet nun einen eigenen kleinen Fahrplan für die Jugendarbeit. Es soll ein Kursprogramm mit kleinen Gruppen von bis zu sieben Teilnehmern geben, das soweit wie möglich draußen stattfinden soll. Die Jugendeinrichtungen werden weiter geschlossen bleiben müssen. „Was ist dann noch offene Jugendarbeit?“, fragt sich Braun.
Auch der „Ferienspaß“ in den Sommerferien und die Ferienfahrten sind abgesagt. Die Stadtjugendpflege überlegt aber, was trotz Einschränkungen möglich ist, zum Beispiel Fahrten in Kleingruppen oder ein Mini-Zeltlager, denn auch die Unterkünfte sind nur eingeschränkt nutzbar. „Gerade jetzt müssen die Kinder mal raus, etwas erfahren, etwas erleben“, sagt Gabriel Braun. Aber auch mit den Online-Angeboten geht es weiter. Für den Landkreis Stade wird es einen eigenen Server des Spiels „Minecraft“ geben – auch mit Informationen für die Eltern, worum es sich bei diesem Spiel handelt. Zudem wird es bald einen Live-Stream mit Konzerten der Bands Whale in the Desert aus Buxtehude und Visite Ma Tente aus Stade geben.
Die Stadtjugendpflege
Alle Informationen zu den Angeboten der Stadtjugendpflege und Anmeldemöglichkeiten finden sich unter www.sjp-buxtehude.feripro.de. Bei Fragen ist das Büro der Stadtjugendpflege Montag bis Donnerstag in der Zeit von 10 bis 15 Uhr unter der Telefonnummer 04161/555222 sowie per E-Mail an stadtjugendpflege(at)stadt.buxtehude.de zu erreichen. Weitere Beschäftigungsideen der Stadtjugendpflege gibt es bei Instagram: stadtjugendpflege_buxtehude.
Serie zur Krise
In der Krise läuft nichts wie gewohnt. Das TAGEBLATT stellt daher Menschen vor, die mit den Folgen der Corona-Krise kämpfen und ihr Leben darauf einstellen müssen. Daher der Titel: Menschen in Zeiten der Krise.
www.tageblatt.de 26.05.2020 von Ina Frank