Ein breites politisches Bündnis hat am Sonnabend in Buxtehude ein eindringliches und emotionales Zeichen der Solidarität mit Israel gesetzt. 180 Menschen waren einem Aufruf gefolgt. Polizei und Staatsschutz waren in Alarmbereitschaft, es flossen viele Tränen.
Ein breites politisches Bündnis hat am Sonnabend in Buxtehude ein eindringliches und emotionales Zeichen der Solidarität mit Israel gesetzt. 180 Menschen waren einem Aufruf gefolgt. Polizei und Staatsschutz waren in Alarmbereitschaft, es flossen viele Tränen.
Polizei und Staatsschutz: In Buxtehude bleibt es friedlich
Da es am Rande von anderen Solidaritätskundgebungen wie in Hamburg zu Gewalt und verbalen Attacken gekommen ist und die Hamas weltweit zum Kampf gegen Israel aufgerufen hat, war beim Start der Kundgebung in Buxtehude bei den Verantwortlichen die Anspannung spürbar. In Stade und Drochtersen gab es Angriffe auf israelische Fahnen. Polizei und Staatsschutz waren in Bereitschaft. Es blieb aber friedlich. „Ich freue mich, dass nichts passiert ist“, sagte Achim Biesenbach, Kundgebungsinitiator und Stadtjugendringvorsitzender. Der SJR als Dachverband von 53 Buxtehuder Organisationen und Vereinen engagiert sich seit knapp zehn Jahren im Austausch mit Israel. Viele persönliche Freundschaften sind dort entstanden.
Sichtbarer und verstärkter Antisemitismus nach Hamas-Attacken
„Die menschenverachtenden Hamas-Attacken vom 7. Oktober haben uns vor Augen geführt, dass die Existenz Israels nach wie vor bedroht ist, dass Menschen in Israel gefährlich leben“, sagte Niels Kohlhaase. „Und sie haben uns unerwartet deutlich vor Augen geführt, dass Antisemitismus auch in Deutschland immer noch und wieder verstärkt ein Problem ist“, so Niels Kohlhaase. Der Kampf gegen Antisemitismus sei nicht nur eine historische Verpflichtung für jeden Deutschen, sondern eine moralische und demokratische Notwendigkeit. Antisemitismus könne sich in Worten und Taten, in der Politik, in den Medien und im Alltag zeigen.
Keine Belehrungen und Relativierungen aus Deutschland
Dabei würden Code-Wörter wie Rotschild oder Kraken verwendet, wenn eigentlich Juden gemeint sind. Oder „Free Palestine“ wenn die Vernichtung Israels und allen jüdischen Lebens in der Region gemeint sind, so Kohlhaase. „Wenn Israel gerade irgendetwas braucht, dann Solidarität, Unterstützung, Mitgefühl, aber ganz bestimmt keine Relativierungen keine Belehrungen, erst recht nicht in einem solchen Moment und erst recht nicht aus Deutschland.“
Der Stadtjugendring kündigte während der Kundgebung an, das Austauschprogramm mit Israel im nächsten Jahr fortsetzen zu wollen. Außerdem regen Mitglieder des SJR an, dass Buxtehude eine offizielle Städtepartnerschaft mit einer israelischen Kommune eingehen soll.
Der eindringlichste Teil der Kundgebung war die Schilderung von Einzelschicksalen. Drei Redner schilderten, was Menschen anderen Menschen vor einer Woche in Israel angetan haben. Am Samstag wurden jüdische Mädchen und Frauen massenhaft vergewaltigt, gefoltert und ermordet, ältere Menschen und Kinder wurden massakriert. Die Zahl der Opfer des Terroranschlags liegt bei 1200 Menschen. Ihnen wurde mit einer Schweigeminute gedacht.
Beide Eltern sind tot, die kleinen Kinder überleben
Da ist die Geschichte einer Familie, von Eltern die ihre beiden kleinen Kinder in einen Schutzbunker brachten und selbst den Kampf gegen die Terroristen aufnahmen. Die Kinder überlebten, die Eltern wurden getötet, nachdem sie selbst sieben Angreifer ausschalten konnten. Die Geschichte des ehemaligen israelischen Profifußballers, der bei einem Musikfestival ermordet wurde. Mindestens 260 Leichen wurden auf dem Festivalgelände geborgen, unter ihnen Asulin, der bei der Party nahe einem Kibbuz seinen 43. Geburtstag gefeiert hatte. Die Geschichte der Familie, die auf Facebook miterleben musste, wie ihre hilflose Mutter und Großmutter von Terroristen ermordet worden ist. Die Täter hatten die Szene über das Handy der Großmutter gefilmt und auf deren eigener Seite hochgeladen.
Tränen am Ende der Veranstaltung in Buxtehude
Die drei jungen Buxtehuder, die diese Horrorgeschichten erzählten, waren genau wie die anderen Redner über das Austauschprogramm in Israel. Viele Teilnehmer weinten nach diesen Schilderungen.
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Ein Artikel von Karsten Wisser, erschienen am 14. Okt. 23. Wir danken Karsten Wisser und dem Buxtehuder Tageblatt für die Erlaubnis zur Wiedergabe des Artikels an dieser Stelle.