Schüleraustausch ausgesetzt: Buxtehuder halten trotz Ausnahmezustands zu Israelis Kontakt

Die beiden Buxtehuder Achim Biesenbach (links) und der Schüler Jannis Kolodzinski sind am deutsch-israelischen Austausch beteiligt. Foto: Thomas Sulzyc
Die beiden Buxtehuder Achim Biesenbach (links) und der Schüler Jannis Kolodzinski sind am deutsch-israelischen Austausch beteiligt. Foto: Thomas Sulzyc

80 Jugendliche und Erwachsene aus Buxtehude haben sich seit 2015 an einem Austausch mit Israel beteiligt. Seit dem Überfall der Hamas leben ihre israelischen Freunde im Ausnahmezustand. Zwei Buxtehuder erzählen, wie sie den Kontakt weiter pflegen.

 

Der Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel und der Gaza-Krieg bedeuten eine Zäsur für den Jugendaustausch und Begegnungsreisen zwischen Deutschland und Israel. Laut dem Koordinierungszentrum für den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch (ConAct) seien alle Auslandsreisen von Schülergruppen bis auf weiteres ausgesetzt, sagt Achim Biesenbach, Vorsitzender des Stadtjugendrings Buxtehude. Davon betroffen könnte auch eine Begegnungsreise von Jugendlichen aus Buxtehude im nächsten Jahr sein.

 

Buxtehuder möchten im Juli nach Israel reisen

Zwölf Jugendliche und zwei erwachsene Betreuer aus Buxtehude möchten sich in der Zeit vom 21. Juli bis 5. August 2024 mit ihren Austauschpartnern aus der israelischen Mittelmeerstadt Netanya treffen. Die erste Woche davon in Israel, die zweite Woche in Deutschland. In dem vorgesehenen Zeitfenster fallen die Ferien in Israel und die Sommerferien in Niedersachsen zusammen.

Trotz des Kriegszustands in Nahost und seiner unberechenbaren Folgen: Die Buxtehuder geben den Austausch um nächsten Jahr nicht auf und setzen die Planung fort. „Von der Mentalität her sind die Israelis Last-Minute-Planer“, sagt Achim Biesenbach und verbindet damit die Hoffnung: Die israelischen Partner könnten das Austauschprogramm kurzfristig wieder aufnehmen.

 

80 Personen aus Buxtehude im Austausch mit Israel

80 Jugendliche und Erwachsene aus Buxtehude und Umgebung haben sich seit 2015 an einem Austauschprogramm mit Israel beteiligt. Partner in Buxtehude sind dabei der Stadtjugendring, seit dem vergangenen Jahr das Gymnasium Süd und die Deutsch-Israelische Gesellschaft, die vor zwei Jahren eine Arbeitsgemeinschaft in Buxtehude gegründet hat.

 

Bei den Begegnungen sind Freundschaften entstanden. Zum Beispiel zwischen dem 18 Jahre alten Gymnasiasten Jannis aus Buxtehude und dem 17 Jahre alten Liam aus Netanya. Sie kommunizieren in Englisch miteinander, schicken sich Fotos und Videonachrichten.

 

Kein Kontakt zu Verwandten im Militäreinsatz

Unmittelbar nach dem Angriff der Hamas in Israel am 7. Oktober erkundigte sich Jannis bei seinem Austauschpartner, ob es der Familie gut gehe. Der Buxtehuder erfährt, wie der Krieg die Menschen in Israel bewegt. Zu Familienangehörigen und Bekannten, die zu Militäreinsätzen eingezogen wurden, hätten sie keinen Kontakt. „Wer an Kampfeinsätzen beteiligt ist, muss sein Handy abgeben“, hat Jannis erfahren. Aus Sicherheitsgründen. Die Ungewissheit könne für Familienmitglieder belastend sein. Sein israelischer Freund freue sich, wenn der Krieg nicht Thema ihrer Gespräche sei, sagt Jannis. Sie redeten über das, was Jugendliche machen. Videospiele zum Beispiel, ihre gemeinsame Leidenschaft.

 

Raketenangriffe lähmen gesellschaftliches Leben

Bereits fünfmal nach Israel gereist ist Achim Biesenbach. Der 41-Jährige ist mit den Leitern des Gemeindezentrums in Netanya befreundet. Eine derartige kommunale Einrichtung gebe es in Deutschland nicht. Sie sei Kindertagesstätte, Jugendzentrum und Anbieter von Ferienaktivitäten sowie von Individualsportarten zugleich.

 

Israel sei im Ausnahmezustand. Weil viele Menschen Militärdienst leisteten, das nicht nur bei Kampfeinsätzen, seien viele Stellen in den Wirtschaftsunternehmen unbesetzt, berichtet Achim Biesenbach. Am Montag, 20. November, seien in der Zeit von 18 bis 18.05 Uhr mehrere Hundert Raketen auf Tel Aviv geschossen worden. Das lasse sich über eine App auf dem Smartphone verfolgen. Der israelische Raketenabfangschirm fange zwar die meisten feindlichen Sprengkörper ab. Aber: „Gesellschaftliches Leben findet nicht statt“, sagt Achim Biesenbach. Die Bevölkerung ziehe sich bei Raketenangriffen in Bunker und andere Schutzräume zurück.

 

Israelische Küche hat viele deutsche Einflüsse

Ob es im nächsten Jahr wieder zu Begegnungsreisen zwischen Buxtehudern und Israelis kommt, ist offen. Den deutsch-israelischen Kulturaustausch pflegen die Buxtehuder Austauschpartner indes auf andere Weise. Am Donnerstag, 28. Dezember, treffen sie sich und begehen gemeinsam das jüdische Lichterfest, Chanukka genannt. Dabei kochen, speisen und spielen sie. Ölige Speisen seien dabei üblich. Die israelische Küche kenne viele deutsche Einflüsse. Kartoffelpuffer seien ein beliebtes Gericht, sagt Achim Biesenbach.

 

Sollte die Austauschreise im Sommer 2024 nicht zustande kommen, hofft Jannis, seinen israelischen Freund Liam woanders wieder zusehen. Dessen Familie habe seit langem die Absicht, in Deutschland Urlaub zu machen. „Sie möchten den Schwarzwald sehen“, sagt Jannis. „In Israel gibt es ja nicht viel Wald.“

 

Wir danken Thomas Sulzyc und dem Buxtehuder Tageblatt für den Bericht über unsere Austausch-Aktivitäten nach Israel und die Erlaubnis zur Veröffentlichung an dieser Stelle. www.tageblatt.de 27.11.2023