Kinder im Wohngebiet rund um die Altländer Straße wissen, wo sie garantiert Spielkameraden finden. Der Anstoß dazu kam von einem früheren Schulleiter der HPS.
Buxtehude. Kein Schnickschnack. Kein Brimborium. Stattdessen zeitloses Spielzeug: Gokarts, Bälle, Federballschläger. Dazu zwei Holzbänke und ein klappbarer Tisch. So funktioniert das Kinderforum auf dem Gelände der Grundschule Am Rotkäppchenweg in Buxtehude. Seit 30 Jahren gibt es das Angebot der offenen Kinder- und Jugendarbeit in dem Stadtteil, in dem mehrere Straßen nach Märchen benannt sind. Anbieter ist der Stadtjugendring.
Dienstags bis donnerstags, jeweils 16 bis 19 Uhr, öffnet das Kinderforum. An einem durchschnittlichen Öffnungstag besuchen 15 bis 50 Kinder den Treffpunkt. Bei Regen sind es vier bis sieben. Die Zielgruppe bilden Jungen und Mädchen im Alter von fünf bis elf Jahren. Bei ihnen handelt es sich in der Regel um Kinder, die nicht von den Eltern mit dem Auto zum Ballett- oder Gitarrenunterricht gefahren werden.
Ein mit bekannten Märchenmotiven bemalter Bauwagen gibt dem Kinderforum ein Dach über dem Kopf. In einem Container lagert Spielzeug, das Jungen und Mädchen während der Öffnungszeiten ausleihen. Es handelt sich um ein Provisorium, das sich verfestigt hat. Vorgesehen ist, dass das Kinderforum in den Anbau eines geplanten Sporthallenneubaus an der Grundschule zieht - wann, ist nach wie vor offen.
Die ehrenamtlichen Betreuer sind meist selbst in der Nachbarschaft groß geworden. Den sogenannten Teamern vertrauen die Kinder. Eine von ihnen ist Hala Ahmad. Die 20-Jährige befindet sich im dritten Ausbildungsjahr zur Erzieherin. „Wir sprechen mit den Kindern über Schule und Freunde. Sie vertrauen uns Dinge an“, sagt sie.
Kinder wissen, dass sie dort Spielkameraden finden
Daniela Schultz ist die pädagogische Leiterin des Kinderforums. Die 52-Jährige arbeitet an der Rotkäppchenschule. „Die Kinder lernen über das Spielen, Kontakte zu knüpfen“, sagt sie. Einsamkeit ist ein Problem in der Gesellschaft. Auch Kinder sind betroffen. An den drei Tagen Kinderforum treffen Jungen und Mädchen Spielkameraden aus der Nachbarschaft - das ist eine sichere Sache.
Aus eigenem Antrieb bewegen sich die Kinder. Jungen treten in die Pedale, treiben damit Gokarts an. Eine Gruppe Mädchen nimmt auf der Sitzbank Platz, sprechen mit Teamern. Das Kinderforum ist ein zweites Zuhause.
„Es ist ein kostenfreies Angebot. Und die Kinder können entscheiden, ob sie es annehmen“, gibt Martin Ratering eine weitere Erklärung für die Nachfrage, die seit 30 Jahren anhält. Der 42-Jährige ist im Hauptberuf Software-Entwickler und engagiert sich im Ehrenamt beim Stadtjugendring als Referent der Jugendarbeit.
Vor 30 Jahren war die Idee eines Kinderforums in einem Stadtteil umstritten. Das Freizeithaus sah darin eine Konkurrenz. Was war damals der Grund für einen Treffpunkt nahe der Rotkäppchenschule? In dem Stadtteil hätten schon immer viele Kinder gelebt, sagt Achim Biesenbach, Vorsitzender des Stadtjugendrings. Aber: „Es gab dort kein einziges Angebot für sie.“
Als Wegbereiter gilt der damalige Schulleiter der Halepaghen-Schule, Ulrich Uffrecht. Denn das Gymnasium widmete Geld aus einem Fördertopf um und ermöglichte damit den Start des Kinderforums. Der damalige Vorsitzende des Stadtjugendrings, Jörg Blanke, fuhr 1994 mit dem Pkw und Spielzeug im Kofferraum auf eine Wiese am Bolzplatz in der Sagekuhle - so fing alles an.
So finanziert sich das Kinderforum
Heute finanzieren der Stadtjugendring und Spender das Kinderforum. Der Bauwagen, der Materialcontainer, Honorare für Betreuer, Neuanschaffungen wie Gokarts, Inlineskates, Bastelmaterial - das Jahresbudget beläuft sich auf mehr als 20.000 Euro.
Mit 13.000 bis 15.000 Euro pro Jahr unterstützen Spender das Kinderforum. Achim Biesenbach ist dankbar: „Die Spendenfreundlichkeit ist gigantisch.“
der Artikel von Thomas Sulzyc erschien am 1. November im Buxtehuder Tageblatt, vielen Dank für den Bericht und für die Erlaubnis zur Wiedergabe an dieser Stelle.